Der Bezirk
Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg entstand im Rahmen der Berliner Verwaltungsreform im Jahr 2001 durch Fusion der bis dato eigenständigen Bezirke Friedrichshain (Ost) und Kreuzberg (West). Der zweite Verwaltungsbezirk von Berlin ist der flächenmäßig kleinste unter den zwölf Berliner Bezirken, hat allerdings die höchste Bevölkerungsdichte mit derzeit rund 281.000 Einwohnern. (Stand: 30.06.2016)
Die beiden Ortsteile des heutigen Bezirks, Friedrichshain und Kreuzberg, sind durch die Spree voneinander getrennt. Die Oberbaumbrücke, einst Grenzübergangsstelle nur für Fußgänger, ist nach vollständiger Restaurierung seit 1994 eine wichtige Verkehrsverbindung zwischen beiden Altbezirken, inzwischen auch Touristen- und Partymeile und Veranstaltungsort der jährlichen „Open Air Gallery“. Bereits seit 1991 Bestandteil des Friedrichshainer Wappens, ziert das Brückenbauwerk auch das neue Bezirkswappen und gilt als Wahrzeichen des Fusionsbezirks.
Der Ortsteil Friedrichshain, mit der Neuordnung Berlins 1920 als Bezirk gegründet, verdankt seinen Namen dem im Jahre 1846 zu Ehren des preußischen Königs Friedrich II. angelegten Volkspark Friedrichshain, der als erste kommunale Grünanlage in die Stadtgeschichte einging. Nach mehrfachen gartenbaulichen Veränderungen und einer umfassenden Neugestaltung aufgrund erheblicher Kriegsschäden nach 1945 erfreut sich die denkmalgeschützte Parkanlage mit ihrer Vielfalt an Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten nach wie vor großer Beliebtheit. Besonders sehenswert ist der bereits 1913 eingeweihte Märchenbrunnen, der zu den schönsten Brunnenanlagen der Stadt gehört und bekannte Märchen der Brüder Grimm interpretiert.
Blickt man allerdings auf die Vorgeschichte des heutigen Ortsteils Friedrichshain zurück, so gilt das mittelalterliche Fischerdorf Stralau, gelegen auf einer Landzunge an der Spree, als ältester Siedlungskern im östlichen Teil des heutigen Bezirks. Die Stralauer Halbinsel, lange Zeit als Ausflugsort beliebt und auch als Industriestandort bekannt, ist heute ein mit modernen Stadtvillen geprägter idyllischer Wohnort.
Der ehemalige Altbezirk Kreuzberg entstand ebenfalls erst 1920 mit der Bildung Groß-Berlins aus den Ortslagen Tempelhofer Vorstadt, südlicher Friedrichstadt, Teilen der Luisenstadt und angrenzenden Ansiedlungen, hieß allerdings kurzzeitig Hallesches Tor. Die spätere Namensgebung geht auf eine 66 Meter hohe natürliche Anhebung zurück, die im Jahre 1290 erstmals urkundlich erwähnt wurde und als Sandberg oder Tempelhofer Berg bezeichnet wurde. Auf höchster Stelle des Berges wurde im März 1821 das von Karl Friedrich Schinkel geschaffene Nationaldenkmal für die Befreiungskriege gegen Napoleon 1813-15 eingeweiht, dessen Spitze ein einsernes Kreuz darstellt. Mit dieser Zeremonie erhielt der Hügel den Namen Kreuzberg. Zu Füßen dieses Denkmals wurde 1888 der bis heute als Ausflugsziel beliebte Viktoriapark in Form einer Gebirgslandschaft mit einem künstlichen Wasserfall angelegt, später als Landschaftspark mit weitläufigen Liegewiesen vergrößert.
Kreuzberg ist als Stadtteil für Einwanderungen bekannt. Schon vor 300 Jahren siedelten sich französische und böhmische Glaubensflüchtlinge an diesem Ort an. In den Nachkriegswirren 1945/46 wurden in Kreuzberg Tausende Vertriebene aus Osteuropa aufgenommen und seit dem Wirtschaftsaufschwung in den 60er Jahren leben angeworbene Arbeitnehmer aus Südeuropa und deren Nachfahren im Bezirk. Bis heute finden Flüchtlinge aus verschiedenen Krisenregionen der Welt in Kreuzberg eine neue Heimat.
Die Mischung aus unzähligen Nationen und verschiedenen Religionen und Kulturen machen das Leben im Bezirk so vielfältig und spannend.
Neben angesagten Clubs und Bars für ein buntes Nachtleben in den Szenevierteln hat der Bezirk auch eine Reihe inzwischen weltweit bekannter Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Der Besuch der 1990 eröffneten East Side Gallery, Mahnmal der geteilten und Kunstwerk der vereinigten Stadt zugleich und unter Denkmalschutz gestellt, ist ein Muss für jeden Berlin-Touristen. Der Checkpoint Charlie, einer der bekanntesten ehemaligen Grenzübergänge durch die Berliner Mauer, reiht sich in die Attraktionen für Besucher aus dem In- und Ausland ein.
Auch die als längstes zusammenhängendes Baudenkmal bezeichnete Karl-Marx-Allee, in den 1950er Jahren nach Moskauer Vorbild geschaffene ehemalige Stalinallee, ist von stadtgeschichtlicher Bedeutung und durchaus sehenswert.
Eine herausragende Position in der Berliner Museumslandschaft nimmt das Jüdische Museum in Kreuzberg ein, das als größtes jüdisches Museum Europas gilt und zu den meist besuchten Museen Deutschlands seit seiner Eröffnung 2001 zählt.
Der Martin-Gropius-Bau mit seinen großen Themenausstellungen, die Berlinische Galerien für moderne Kunst und das Deutsche Technikmuseum mit seinem Museumspark ergänzen das Angebot.
Der Wirtschaftsstandort
Die Wirtschaft in Friedrichshain-Kreuzberg ist wie der Bezirk selbst durchaus vielfältig, alt eingesessene und zahlreiche neu angesiedelte Betriebe agieren an diesem Standort, namhafte global tätige Unternehmen, klein- und mittelständische Betriebe, innovative Start-ups und eine ausgeprägte Tourismus – und Kreativwirtschaft existieren in einer einzigartigen Branchenstruktur nebeneinander.
Attraktive Gewerbestandorte an der Spree auf einst bekannten Industriearealen im heutigen Innenstadtbezirk erfreuen sich besonders bei global agierenden Großunternehmen zunehmender Beliebtheit. So hat sich in der Oberbaum City ein Gewerbestandort etabliert, an dem sich vor allem zahlreiche kreative Unternehmen aus verschiedenen Branchen einquartiert haben. Auf historischem Gelände der einstigen Osram-Narva-Lampenstadt entstand nach einer Komplettrestaurierung in den Jahren 1992-2000 der unter Denkmalschutz stehenden Backsteinfassaden der Gründerzeit ein Komplex moderner Büro- und Gewerbeflächen, der unter dem Namen Oberbaum City vermarktet wird. Altes und neues Wahrzeichen dieses Areals ist der sogenannte ehemalige NARVA-Turm, einst Teststation für Glühlampen und technisches Denkmal, heute nach Sanierung und Aufstockung mit einer modernen Glas-Stahl-Konstruktion Sitz der BASF Niederlassung und weithin sichtbar. Derzeit sind hier rund 3.500 Beschäftigte in etwa 80 Betriebe tätig.
Auch die Gebäude des Osthafens, dem 1913 in Betrieb genommenen Industriehafen an der Spree, haben nach umfangreicher Sanierung schon längst eine Umnutzung erfahren. Die ehemaligen Speicherhäuser des Hafens sind heute Sitz renommierter Betriebe, wie MTV und Universal Music, der Osthafen entwickelt sich zum Medien- und auch Modestandort.
In den letzten Jahren sind Verdrängungstendenzen gegenüber Kleingewerbe oder alteingesessenen Handwerksbetrieben in diesem Zusammenhang durchaus sichtbar, hier ist der Bezirk mit verträglichen Lösungsvorschlägen in der Pflicht. Die Mischung bestehender Gewerbestrukturen muss erhalten bleiben, der Bedarf an neuen Standorten speziell für kleinere und mittlere Unternehmen steigt. Der zunehmenden Monostruktur in vielen Kiezen des Bezirks, vor allem im gastronomischen Bereich, ist entschieden entgegen zu wirken.