Pankow – Teil 2

Der Bezirk

Der heutige Bezirk Pankow mit seinen dreizehn Ortsteilen ist der dritte Verwaltungsbezirk von Berlin und entstand im Rahmen der Gebietsreform 2001 aus den einst historisch gewachsenen Bezirken Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee. Pankow ist dadurch der flächenmäßig zweitgrößte Hauptstadtbezirk, mit seinen rund 394.800 Einwohnern (Stand: 30.06.2016) der bevölkerungsreichste – Tendenz steigend, da auch der geburtenreichste und geprägt vom Zuzug vieler Neuberliner.
Somit ist die Geschichte des heutigen Großbezirks die Geschichte dreier früherer Bezirke, die mit ihren historischen Ortsteilen jeweils ganz eigene Entwicklungen vorzuweisen haben.

Der Name Pankow taucht bereits 1230 mit der Vergabe von einem Stück Land an einen Pfarrer erstmals auf, die urkundliche Erwähnung ist aus dem Jahr 1311 datiert. Das einstige Angerdorf entstand am Flüsschen Panke, das namensgebend für diese Ansiedlung steht. Seit der Gründung dieses Ortes wechselten je nach Epoche die Besitzverhältnisse, die wesentlich die Entstehungsgeschichte beeinflusst haben. So erwarb Kurfürst Friedrich III. im Jahre 1691 ein Herrenhaus nebst dazugehöriger Ländereien im heutigen Ortsteil Niederschönhausen und ließ dieses zum Schloss Schönhausen umbauen. Mit dieser Residenz des Hauses Hohenzollern gewann auch der Ort zunehmend an Bedeutung. Das 19. Jahrhundert stand im Zeichen des Umschwungs vom Dorf hin zu städtischem Charakter. Der einstige Vorort Berlins wurde bei wohlhabenden Bürgern immer beliebter. Bankiers, Fabrikanten, Ärzte und Künstler entdeckten diesen landschaftlich reizvollen Ort und errichteten die ersten Villen als Sommersitze.
Auch die industrielle Entwicklung eroberte schrittweise das Pankower Gebiet. Brauereien und Elektrizitätswerke siedelten sich an, mit dem Umzug der Zigarettenfabrik Garbaty-Rosenthal 1906 in den Vorort erhielt Pankow eines der größten Industrieunternehmen. Bereits 1898 erwarb die Stadt Berlin den Gutsbezirk Buch, um dort Krankenhäuser und Heilstätten zu errichten – das spätere städtische Klinikum Buch.
Erst mit der Bildung von Groß-Berlin 1920 wurden die bis dahin zum Landkreis Niederbarnim gehörende Landgemeinde Pankow sowie weitere Gemeinden und Gutsbezirke zum Verwaltungsbezirk Pankow vereint. Die einstige Landgemeinde zählte zu dieser Zeit bereits 58.000 Einwohner, galt aber formal immer noch als Dorf, da sie kein Stadtrecht verliehen bekam.

Die Geschichte des Ortsteils Prenzlauer Berg, von 1920 bis zur Bezirksfusion 2001 eigenständiger Bezirk, begann erst im 18. Jahrhunderts. In diesem Gebiet waren keine Siedlungskerne nachzuweisen, lediglich mittelalterliche Verkehrswege führten durch die einstige unbebaute Berliner Feldmark. Eine kleine Anhöhe an der Handelsstraße nach Prenzlau gab dem ursprünglichen Ortskern seinen Namen. Windmühlen wurden zunehmend errichtet, das erste königliche Vorwerk erbaut, Friedhöfe wurden außerhalb der städtischen Zollmauern angelegt. Nach und nach wurden die landwirtschaftlichen Flächen in Bauland umgewandelt, Schnapsbrennereien entstanden und die ersten Bauern begannen Bier zu brauen. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich hier dank der guten Wasserqualität der bedeutendste Brauereistandort der wachsenden Stadt.
Im Zuge der Industrialisierung entstand Ende des 19. Jahrhunderts mit der Errichtung unzähliger Mietskasernen die noch heute größte zusammenhängende Gründerzeitbebauung der Stadt. Viele der typischen Wohnviertel dieser Zeit sind dank begrenzter Kriegsschäden und umfangreicher Sanierungen nach der Wende heute noch erhalten. Heute gilt der „Prenzlberg“ unumstritten als der Szenestadtteil, der vorrangig junge Leute aus dem In- und Ausland anzieht, allerdings mittlerweile nur noch Gutbetuchte.

Der Ortsteil Weißensee hingegen ging aus mehreren im frühen 13. Jahrhundert entstandenen Siedlungskernen hervor, die sich ursprünglich ganz unterschiedlich entwickelt haben. Die Ansiedlung Weißensee geht bis ins Jahr 1230 zurück, deutsche Siedler legten das Straßendorf an der mittelalterlichen Handelsstraße, die aus Böhmen nach Norden bis zur Ostsee führte, an. Der Name des 1313 erstmals urkundlich erwähnten Dorfes geht vermutlich auf den Weißen See (niederdt. Wittenze) zurück, der beim Abschmelzen nach der letzten Eiszeit als Toteissee entstand.
Erst 1920 wurde Weißensee mit weiteren angrenzenden damals zum Landkreis Niederbarnim gehörenden Landgemeinden und Gutsbezirken (Hohenschönhausen, Malchow, Wartenberg und Falkenberg) nach Groß-Berlin eingemeindet und zum neuen Verwaltungsbezirk erklärt. Im Zuge des umfangreichen Wohnungsbauprogramms der DDR musste der Bezirk 1986 diese Stadtteile an den neu gegründeten eigenständigen Bezirk Hohenschönhausen abgeben, erhielt im Gegenzug die Ortslagen Blankenburg, Heinersdorf und Karow aus dem Bezirk Pankow. Mit der Bezirksreform der Nachwendezeit verlor auch Weißensee seine Selbständigkeit und wurde 2001 dem heutigen Bezirk Pankow zugeordnet. Noch ist Weißensee für seine Mischung aus natürlicher Idylle und eher beschaulichem Stadtleben bekannt, die Veränderungen in diesem Stadtteil sind jedoch nicht zu übersehen. Eine moderne Infrastruktur und neue angesagte Wohnanlagen sind besonders bei jungen Familien gefragt, die Zuzugsquote steigt kontinuierlich.

Betrachtet man nun alle drei Ortsteile in ihrer Gesamtheit, so kann man Pankow durchaus als einen Bezirk der Superlative bezeichnen, wir finden hier neben einer Vielzahl ausgedehnter Grünanlagen, Kleingärten und Eigenheimsiedlungen auch angesagte Szenekieze, neue attraktive Wohnquartiere, Kunst – und Kulturangebote für jedermann sowie touristische Highlights über die Bezirksgrenze hinaus.
So hat sich aus dem gut erhaltenen einzigartigen Industrie- und Architekturdenkmal KulturBrauerei mit seinen sechs Höfen und 20 Gebäuden eine vielseitige Kultur- und Eventeinrichtung etabliert und gilt mittlerweile als multikulturelles Zentrum mit seinen Clubs, Ateliers, Museen, Theatern und einem Kino berlinweit.
Im Bezirk finden wir gleich mehrere Zeugnisse deutsch-jüdischer Geschichte. Der Jüdische Friedhof in Weißensee ist mit seinen 42 Hektar und bis heute über 116 000 Bestattungen der größte in Europa. Er wurde 1880 als dritte Begräbnisstätte der Jüdischen Gemeinde Berlins noch vor den Toren der Stadt als Entlastung des Friedhofs in der Schönhauser Allee angelegt. In der Rykestraße im Ortsteil Prenzlauer Berg befindet sich die 1904 errichtete und seither mehrfach restaurierte Synagoge, mit 2000 Plätzen die größte Deutschlands. Ganz oben in der Liste touristischer Highlights steht besonders bei jungen Berlinbesuchern der Mauerpark, der Anfang der 1990er Jahre auf dem Gelände ehemaliger DDR-Grenzanlagen zwischen Prenzlauer Berg und Wedding entstanden ist und mit seinen Spiel- und Sportmöglichkeiten, Amphitheater, Kletterfelsen und Kinderbauernhof auch Besucher aus den umliegenden Wohnquartieren anlockt. Auch das Zeiss-Großplanetarium, 1987 zur 750-Jahr-Feier Berlins eröffnet und kürzlich umfangreich saniert, gilt als eines der größten und modernsten Sternentheater Europas und bietet mit zahlreichen Veranstaltungen für Groß und Klein spannende Einblicke in die Welt der Himmelskörper.
Auch für Großveranstaltungen ist Pankow eine gute Adresse, in der Max-Schmeling-Halle und im Velodrom geben sich Spitzensportler sowie internationale Rock- und Popstars die Klinke in die Hand.

 

Der Wirtschaftsstandort

Die Vielfältigkeit des Bezirkes spiegelt sich auch in seiner Gewerbestruktur wider. Neben Traditionsstandorten mit erschlossenen Industrie- und Gewerbeflächen gibt es neue Gewerbegebiete, die eine Ansiedlung von Unternehmen als auch das Gründungsgeschehen im Bezirk begünstigen. Im PankowPark in Wilhelmsruh finden wir auf einem der größten zusammenhängenden Gewerbeareale in traditionsreicher Industriearchitektur neben namhaften internationalen Großunternehmen, wie den Schienenspezialisten Stadtler, auch innovative Kleinstunternehmen und Existenzgründer. Der Econopark beherbergt einen Mix aus Handwerks- und Dienstleitungsunternehmen und das Gewerbegebiet Pankow-Nord im Ortsteil Buch bietet auf 70 ha Gesamtfläche voll- und teilerschlossene Grundstücke sowie noch Freiflächen für die Ansiedlung von produzierendem Gewerbe. Im Jahr 2009 hat bereits ein neues Logistikzentrum eines großen Markendiscounters für Versorgungsleitungen in Berlin und dem Umland eröffnet.
Im Ortsteil Prenzlauer Berg sind vor allem Betriebe aus der IT- und Medienwirtschaft ansässig, die Kreativwirtschaft ist auf historischen Arealen der Kulturbrauerei und in der Brotfabrik zuhause. Weißensee ist traditionell durch den Maschinenbau und einer Vielzahl an Kleingewerbe geprägt, aber auch hier ist die Dienstleistungsbranche auf dem Vormarsch.
Eine über die Bezirksgrenzen hinaus absolut tragende Rolle spielt der BiotechPark Buch, einer der größten Biotechparks in Deutschland, integriert in den traditionsreichen Gesundheitsstandort Campus Berlin-Buch. Auf dem Areal der früheren größten Krankenhausstadt Europas vereinen sich im heutigen Forschungscampus führende Einrichtungen im Bereich Biomedizin und -technologie, Medizintechnik und Grundlagenforschung, die einen hohen internationalen Ruf genießen. Das HELIOS Klinikum mit über 1000 Betten gewährleistet mit seinen umfassenden Diagnose- und Therapiemöglichkeiten eine optimale medizinische Versorgung und gilt somit als Krankenhaus der Maximalversorgung. Das Klinikum arbeitet eng mit den benachbarten ambulanten medizinischen Einrichtungen zusammen, von diesem ständigen fachlichen Austausch profitieren alle Beteiligten.
Hochkarätige wissenschaftliche Institute wie das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin und das Leibnitz-Institut für Molekulare Pharmakologie runden das Forschungsspektrum ab.